Die Leiden des (jungen) Musikers

Es scheint schon fast normal zu sein, dass Musiker kein Geld haben. Logischerweise bekommen Musiker kein Geld für Ihre Dienstleistungen. Unterhalten ja, Geld Nein. Im Bereich der Malerei oder Design sieht das schon anders aus, auch wenn diese Personengruppe auch diskriminiert und unterschätzt wird. Ich vermute den Grund hierfür in dem Vorurteil das Musiker halt kein Geld haben. Das macht sich allein schon dann bemerkbar, wenn ein Gegenüber schon im Kopf hat, daß Musiker ja kein Geld haben und diesen dann „wenigstens ein paar Euro geben“, wovon man sich dann ein Loli kaufen kann… hier ein paar Beispiele:

Filmmusik:

Es ist nicht unüblich, dass bei einem Film erst ganz am Schluss an die Musik gedacht wird, wenn das Budget bereits erschöpft ist. Da es auch viele Musiker gibt die gerne mal im Kinderzimmer Ihre Musik mit ejay oder ähnlichem zusammen zimmern und sich einen Arsch abfreuen, wenn ihr Name im Abspan steht.  Nicht unoft wird auch einfach irgendwelche bereits vorhandene Musik „ausgewählt“ und unter den Film geklatscht in der Hoffnung, dass diese dann mal an der ein oder anderen Stelle passt. Doch der Unterschied zu einer Komposition, die extra für den Film gemacht wurde, ist dann doch schon gravierend. Ich behaupte jetzt mal ganz dreißt, dass viele Filme durch die Verschandelung durch minderwertigen Soundtracks gefloppt sind.

Musikverkauf:

Die Musiker bekommen von den Einnahmen einer CD nur einen Bruchteil des Gewinns, obwohl diese  die schaffende Instanz ist, ohne die das fertige „Produkt“ gar nicht realisierbar wäre . Wenn man sich mal überlegt, dass ein Musiker nicht nur sein Equipment bezahlen und warten muss, sondern auch noch Proberaummiete und Sprit für eventuelle Auftritte bezahlt (siehe weiter unten), so wird man sehr schnell feststellen, dass dies ein ziemlich teures Hobby ist und eigentlich fast unmöglich zu professionalisieren ist. Jetzt mag vielleicht der ein oder andere mit irgendwelchen Plattformen kommen, die Mp3s im Internet anbieten..eine wirkliche Chance für einen unabhängigen Künstler sehe ich dort noch nicht, was an den derben Einschränkungen liegen mag.

Live Auftritte:

Es ist in Deutschland leider total normal, dass eine Band die nicht  einen aktuellen Chart-Hit am Start hat mit Spritgeld als Gage abgespeist wird. „Obendrauf“ gibts noch Freigetränke…“aber laßt es ja nicht zu dolle krachen“ bekommt man dann gesagt, was übersetzt heißt, dass man evtl 4 Getränkegutscheine bekommt, da die ja für den ganzen Abend reichen sollten. Alles weitere muss selbst bezahlt werden.  Ok, solche Aktionen können dann als Promotion angesehen werden, aber wofür? Hier und da verkauft sich ja vielleicht auch eine CD beim Auftritt, aber ist das denn Lohn genug für die ganzen Stunden, die im Proberaum verbracht wurden und die ganzen Kosten die so ein Bandleben mit sich bringt? Klar spielt da auch Spass eine Rolle, wobei wir auch gleich schon beim nächsten Punkt wären…

Hobby und Beruf:

„Mit seinem Hobby soll man kein Geld verdienen. „

Es gibt  ja die Lebensweisheit, dass man sein Hobby nicht zum Beruf machen soll.  Warum eigentlich nicht? Ich stelle mal die provokante These auf, dass Leute die diese Weisheit unterstützen entweder keine Hobbys haben und schlichtweg neidisch auf die Leute sind die Hobbys haben oder ihre eigenen Hobbys gerne zum Beruf machen würden und nur nicht wissen wie oder es sich nicht trauen. Häufig ergibt sich  hierraus dann auch die Lage, dass Leute denken, dass man ja alles so unheimlich gerne tun würde…es gibt halt schon Sachen die man gerne tut, sonst würde man das ja nicht tun. Allerdings gibt es auch unheimlich ätzende Sachen (wie z.B. im Studio Atmer aussortieren und verstimmte Instrumente anhören müssen), bei denen dann viel Zeit drauf geht, bis man dann letztendlich das hat, weswegen man seinen Job tut. Das ist auch harte Arbeit; vielleicht nicht körperlicher Art, also „richtige“ Arbeit, aber auch anstrengend. Mit dem üblichen Zeitdruck ist das dann auch richtig anstrengend, aber es macht ja nunmal soviel Freude, dass es eigentlich auch gleich Umsonst sein kann. „Aber du machst das doch gerne, oder?“ Natürlich ja, aber ein Tischler arbeitet auch gerne mit Holz und ein Biologe mag die Natur. Doch würde vermutlich kein Tischler mal zum Spass ein Schrank bauen oder ein Biologe mal zum Spass den exakten Ph-Wert von dem Wasser eines Kumpels ermitteln, nur um wirklich sicher zu gehen, dass es gutes Wasser ist.

Vertrauen in den Musiker:

Musiker werden oftmals mit irgendwelchen Rockstars gleichgesetzt, die ihr Geld komplett in Drogen umsetzten und nebenbei ein Hotelzimmer ramponieren oder tausende von Groupies  haben. Doch welcher halbwegs rational tickende Groupie will denn schon die mageren Unterhaltszahlungen eines Musikers?

Ganz zu schweigen von dem Verspätungs-Vorurteil: „Schaffst du das auch wirklich bis dahin fertig zu stellen?“.

Ein paar mal wurde ich schon mit folgendem Satz konfrontiert, der es echt in sich hat:

„Und kann man davon eine Familie ernähren?“

Daraus kann man folgendes schließen:

a) die Person denkt nicht, dass das Geld ausreicht um eine Familie zu ernähren (das offensichtliche); b) die Person denkt, dass man immer soviel Geld verdienen muss, um eine Familie ernähren zu können (gesellschaftlicher Zwang); c) die Person denkt, dass sie besser verdient als ich und sich somit Gesellschaftlich höher stellt (evtl. auch eigene Unsicherheit überspielt); d) die Person denkt, dass ich nicht die Verantwort übernehmen würde, für eine Familie zu sorgen, wozu Geld ein primäres Bedürfniss ist.

Ich könnte noch weiter ausschweifen jetzt noch viel weiter ausschweifen, will aber nicht beleidigen.

Quintessenz

Zusammenfassend schlussfolger ich, dass die Stellung des Musikers als Berufsbild in unserer Gesellschaft nicht akzeptiert ist. Warum dies so ist, ist mir ein Rätsel. Man möge mich gerne von dem Gegenteil überzeugen, allerdings bin ich im Laufe meines Lebens so oft auf Intollerenz gestoßen, so dass ich bezweifel, dass mich diese Argumente wirklich überzeugen können.

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