Hin und wieder liest man die verrücktesten Sachen darüber, warum ein Sequenzer besser ist als ein anderer oder welchen man gar niemals nicht verwenden sollte. Klanglich dürften sich diese jedoch nicht unterscheiden. Alle aktuellen Sequenzer verfügen über nahezu identische Audioverarbeitungsqualität; die Unterschiede beim puren Mix sind nicht hörbar und gehören in die esoterischen Forschungsbereich. Es gibt aber sehr wohl einen Unterschied bei den internen Effekten. Diese können jedoch durch VST-Plug-Ins ersetzt werden und somit ist dieser Faktor auch nur bedingt ausschlaggebend.
Die einzelnen Eigenschaften der Sequenzer unterscheiden sich natürlich. Allerdings finden sich manchmal gleiche Funktionen irgendwo unter anderem Namen wieder. Darum sollte genaustens Analysiert werden, welche Funktion sich hinter den Namen verbirgen.
Am allerwichtigsten ist meiner Ansicht nach der workflow. Es sollte jedem Benutzer klar sein, wofür der Sequenzer genutzt werden soll. Erst dann kann man vernünftig entscheiden, welcher in Frage kommt.
Ich kann nur raten, den Sequenzer zu nutzen mit dem man klar kommt. Also erst mal schön ordentlich Demos ziehen (falls es solche gibt) oder bei Freunden mal gucken, wie das denn nun läuft und was einem an dem einem oder dem anderen denn besser gefällt oder was man echt sau blöd findet. Jeder Sequenzer hat seine Vorteile und leider hat auch jeder seine Nachteile. Eine Bedarfsanalyse ist ein Muss.
Natürlich kann man auch verschiedene Produkte miteinander Kombinieren, allerdings nur dann, wenn Host- und Slave-Betrieb möglich ist.* Es ergibt keinen Sinn 2 Host Sequenzer parallel zu betreiben.
Ein nicht zu vernachlässigender Punkt sind die Update oder Upgrade Prozeduren der Firmen. Diese sollte man ebenfalls analysieren und für sich das passendste raus suchen.
Dazu gibt es bei fast allen Sequenzern verschiedene Versionen. Dort kann man auch mal gucken, ob man nicht die abgespacktere Version nehmen kann, die z.B. kein Dolby Surround unterstützt, wenn man eh nicht damit arbeiten will. Auf den entsprechenden Homepages gibt fast immer eine Vergleichsübersicht der Features der jeweiligen Version.
Hier noch kurz ein paar Pros und Contras Meinerseits:
Pro Tools:
Pro: Massig exklusive Effekte die allerdings auch gut Geld kosten können) ; ordentlich DSP power mit großen Pro Tools HD Systemen; die die CPU entlastet; größere Systeme relativ teuer
Contra: Fest definierte Shortcuts; Hardwaregebunden (nur kompatibel mit Digidesign Soundinterfaces); Midi einbindung nicht so der Hit, soll allerdings seit Version 8 richtig nach vorne gehenn; die großen HD Systeme sind recht teuer.
Nachtrag: Seit Pro Tools 9 hat sich die Hardwarebindung erledigt. Ab jetzt kann man mit jedem Interface Pro Tools betreiben. Allerdings fällt dann auch die CPU entlastung durch die Hardware weg.
Logic:
Pro: Sehr flexibel; gute Instrumente und Effekte
Contra: Nur kompatibel zu Mac OS
Cubase:
Pro: Innovative Ideen
Contra: Hardware Dongel; soll auf einigen Systemen absturzgefährdet sein
Ableton Live:
Pro:Echtzeitbearbeitung von Audio Material und damit besonders geeignet für Live-Anwendungen
Contra: Gewöhnungsbedürftiges Design
FL Studio:
Pro: Intuitive Bedienung; download Version mit Life-Time-Free-Update
Contra: Wave Editing etwas unübersichtlich und nicht Spurenbezogen im klassichen Sinn; kleiner Mixer
Reason:
Pro: Gute Samples an board
Contra: Keine Funktion um Audiospuren aufzunehmen (wer richtige Instrumente oder Klänge in den Computer befördern will sollte etwas anderes suchen)
Daneben gibt es natürlich noch weitere wie Sonar, Samplitude, Reaper oder Ardour. Diese haben natürlich auch ihre daseinsberichtigung und sollten bei der Frage „welcher Sequenzer für mich“ nicht fehlen.
*Host ist der Taktgeber, in dem die andere Software dann als Plug-In oder per Rewire gestartet werden kann.
Beispiel: Fruity Loops kann als VSTI in Cubase geladen werden oder Reason per Rewire mit Logic verbunden werden. Es ist jedoch nicht möglich z.B. Pro-Tools mit Samplitude zu verbinden, da diese Sequenzer immer als Host arbeiten. Es würde zu einer Zugriffsverletzung bei dem Asio Treiber kommen würde und im schlimmsten Fall sieht man blau.
P.S.:
Falls irgendjemand weitere Pros und Contras kennt, kann diese ja in den Kommentaren posten.